Willkommen in Bled

Atemberaubende Panoramen, gutes Essen und sehr entspannte Atmosphäre prägen die Fliegerei in Slovenien. Mit zwei Fliegern ging es für drei österreichische Piloten von Wiener Neustadt nach Bled und Maribor.

„You are very welcome anytime in Bled“, beendet der nette Herr mein Telefonat mit dem kleinen slovenischen Flugplatz Lesce-Bled. Ich wollte mich nur erkundigen, ob dieser heute geöffnet hatte und war schon bei meinem Anruf von der Freundlichkeit der Slovenen beeindruckt. Und in der Tat – dieser erste Eindruck sollte nicht enttäuscht werden.

Unterwegs mit zwei Socata`s

Mit einer Socata TB10 und einer Socata TB200 wollten wir zu dritt Ende Juli von Wiener Neustadt West (LOXN) vorbei am Fliegerhorst Zeltweg (LOXZ) und Klagenfurt (LOWK) nach Lesce-Bled (LJBL)/ Slovenien fliegen. Von dort sollte es später weiter entlang der Kontrollzone von Ljubiljana zum int. Flughafen nach Maribor (LJMB) gehen. Der Rückweg  von Maribor sollte uns vorbei an Graz (LOWG) wieder direkt nach Wiener Neustadt führen. Die errechnete Flugzeit für die drei Legs lag bei rund 3 Stunden.

Low Stratus & Gewitter

Zu Beginn unseres Tagesausfluges, lag unser Augenmerk jedoch auf der Wetterkarte. Die GAFOR Vorhersage für unsere Flugroute bereitete uns noch etwas Sorgen. Im Mürz- und Murtal sagte dieser aufgrund von tiefer Stratosbewölkung GELB voraus. Der Forecast kündigte zudem für den Nachmittag Gewitterwahrscheinlichkeit im Osten Österreichs an. Allerdings sollten diese lokal begrenzt sein. Wir entschieden uns daher, die Route wie geplant zu beginnen und wollten im Fall des Falles lokal ausweichen.

Um 9.36 hob die erste Socata, die OE-DOS vom Verein FSK Sturmvogel von Wiener Neustadt West – Europas größtem Grasflugplatz – ab. Kurz dahinter folgte die D-EKBA vom Flugring Austria. Die im GAFOR angekündigten tiefen Wolken hatten sich glücklicherweise bereits aufgelöst, sodass der Flug bei diesigem Wetter entlang des Mürz/Murtales wie geplant durchgeführt werden konnte. Kurz nach dem Überflug der Formel 1 Rennstrecke in Spielberg (Red Bull Ring) und des heute nicht aktiven Militärplatzes Zeltweg wurden wir vom freundlichen Lotsen auf Wien Information an Klagenfurt Radar übergeben und erhielten die Freigabe zum direkten Flug zum Grenzübertrittspunkt NIPEL in 9.000 Fuß. Die ebenfalls am Funk befindliche Linienmaschine der Austrian Airlines im Anflug auf Klagenfurt bekamen wir allerdings nicht zu Gesicht. Vor uns breitete sich mittlerweile das kantige Bergmassiv der Karawanken aus und unter uns schimmerte der Wörthersee türkisblau in der Vormittagssonne. Kurz nach dem Grenzübertritt glitzerte dann auch schon der wunderschöne kleine See von Bled vor uns und wir teilten dem slovenischen Controller mit, dass wir vor dem Handover zum Airflield Lesce-Bled noch eine Runde über den See drehen wollten. Wenig später setzten wir am kleinen Flughafen Lesc-Bled auf.  Mit seiner 1.130 Meter langen Asphaltpiste bietet dieser Flugplatz, der sich auf einer Höhe von 1.654 ft befindet für unsere beiden Socatas ausreichend Platz für Start und Landung, auch bei den heute vorherrschenden Temperaturen von mehr als 30 Grad.

 

Fisch, Nudeln oder Steak?

Auf der großen Terrasse des Restaurants direkt am Flugplatz bekommen wir zwar keinen Platz mehr – es ist Sonntag und zahlreiche Slovenen scheinen hier für den Mittagstisch bereits vorreserviert zu haben – doch im kühlen Inneren des Lokals ergattern wir einen Platz mit Panorama-Ausblick auf Runway und Berge. Die Karte ist beeindruckend und die Wahl zwischen Salaten, frischem Fisch, Nudeln oder Steak fällt nicht leicht. Bedient werden wir sogar von deutschsprachigen Kellnern.

Ein weiteres Highlight im Sinne der Freundlichkeit ist dann die Abwicklung und Abrechnung unserer Landegebühren. Der junge Herr nimmt sich Zeit für uns und ist um keinen Scherz verlegen. Mit 10 Euro für die Landung mit unserer 1150kg schweren Maschine ist das Preis/Leistungsverhältnis ebenfalls ok. Für den Weiterflug Richtung Maribor streicht er die wichtigsten Wegmarken nochmal heraus und weiß: „Passt auf, dass ihr nicht in die Kontrollzone von Ljubiljana kommt.“ Nach dem Start geht es für uns über die Pflichtmeldepunkte Entlang der Grenze der Kontrollzone, immer penibel auf die Begrenzungen achtend. Es ist ein Flug voller Höhen und Tiefen, denn man weist uns an, in 1.000 Fuß über Grund zu fliegen und so handeln wir uns an den Bergen entlang.

Im Doppel nach Maribor

Ob das vorrausfliegende Flugzeug der selben Marke in Sicht sei, will der Tower-Lotse von Maribor wissen, kurz nachdem wir uns beide bei ihm angemeldet haben. Aber er hat natürlich recht – wir fliegen nicht in Formation und haben in unseren beiden Flugplänen nichts vom jeweils anderen bekannt gegeben, auch wenn wir seit Österreich in einem Abstand von max. 100 Metern fliegen. Kurz darauf befinden wir uns beide im Anflug auf die 2.500 Meter lange Piste 32. Nach der Landung werden wir schon vom Einweiser begrüßt, der uns zu unserer Parkposition im Bereich der General Aviation weist. Unsere beiden Motorflieger scheinen die einzigen beiden Flugzeuge am internationalen Flughafen von  Maribor zu sein und auch als  wir kurz darauf im Flughafenrestaurant einen Kaffee serviert bekommen, bestätigt man uns: Hier ist selten was los. Zweimal pro Woche gibt es Linienmaschinen nach München und Antwerpen. Aber das wars dann auch schon.

Der Handling-Kollege ist wiederum äußerst zuvorkommend und erzählt gerne von seinem bevorstehenden Multi-Engine IFR Rating, welches ihm bevor steht. Er ist ebenfalls Pilot.

Mittlerweile zeigen die Wetterkarten nördlich von Maribor eine Gewitterzelle, die sich uns in den Weg stellen möchte auf unserem Weg zurück nach Wiener Neustadt. Wir planen den Flug dennoch auf direktem Weg vorbei an der Kontrollzone Graz nach Wiener Neustadt, sehen uns jedoch sehr genau an, wie wir lokal diese Gewitterzelle über das Mürz- und Murtal umfliegen könnten. Doch wir haben – wie auch schon am Morgen Glück: Als wir auf Höhe Pinkafeld an der vermeintlichen Gewitterfront vorbeifliegen, sind weder Wolken noch Gewitter zu sehen und die Luft ist völlig ruhig. Um 16.44 Uhr setzen wir wieder wohlbehalten in Wiener Neustadt auf – um einige Erfahrungen um die slovenische Gastfreundschaft reicher.


Text: Jacob Schumann
Fotos: Jacob Schuman, Yuri Goldfuß, Thomas Marchhart

Video

Bilder